Die Migros plant, in den kommenden Jahren rund 80 Eigenmarken aus ihrem Sortiment zu streichen – darunter auch beliebte M-Budget-Produkte. Ein Schritt, der nicht nur die Vielfalt im Supermarktregal verändern wird, sondern auch die Markenstrategie der Genossenschaft nachhaltig beeinflusst. Doch was steckt hinter dieser Entscheidung und welche Auswirkungen hat sie auf die Kundenbindung und das Image der Migros?
Warum verschwinden die Migros-Eigenmarken?
Die Migros will ihre Eigenmarken reduzieren und mehr Fokus auf die Dachmarke „Migros“ legen. Marketingchef Rémy Müller betont, dass dieser Schritt vor allem Kosten sparen soll. Die Reduzierung von Marken soll die Komplexität verringern und es dem Unternehmen ermöglichen, sich stärker auf die zentrale Marke zu konzentrieren. Von den mehr als 250 Eigenmarken werden viele wenig bekannte Marken, wie Alexis, J-Banks, RapiLait und Dennys, verschwinden. Diese Produkte hatten bisher nur geringe Bekanntheit und standen oft im Schatten der bekannteren Marken wie M-Budget.
Der Verlust des Alleinstellungsmerkmals?
Der Reputations-Experte Bernhard Bauhofer sieht die Entscheidung kritisch. In einem Interview warnt er vor den möglichen negativen Auswirkungen auf die Marke Migros. „Die Migros gibt ihr Alleinstellungsmerkmal sukzessive auf“, so Bauhofer. Die Eigenmarken, besonders die M-Budget-Produkte, waren über Jahre ein wichtiger Bestandteil der Migros-Identität. Sie trugen nicht nur zum guten Ruf des Unternehmens bei, sondern auch zur Kundenbindung. Die Entscheidung, diese Produkte abzuschaffen, könnte das Vertrauen und die Loyalität der Kunden erschüttern, meint Bauhofer.
Die M-Budget-Produkte: Vom Bestseller zum Auslaufmodell?
Besonders die M-Budget-Produkte haben in der Schweiz Kultstatus. Doch auch sie sind von der Reduzierung betroffen. Das M-Budget-Sortiment umfasst viele preisgünstige Produkte, die vor allem durch ihre auffällige Verpackung bekannt wurden. Laut Bauhofer könnte das Wegfallen dieser Produkte die Glaubwürdigkeit der Migros-Tiefpreisstrategie infrage stellen. Schließlich hatte das Unternehmen eine klare Botschaft: Günstige Produkte zu fairen Preisen. Doch mit dem Fokus auf eine Vereinheitlichung unter der „Migros“-Marke könnte die Preisstrategie verwässert werden. Wenn Kunden sich bereits „schämen“, M-Budget-Produkte zu Hause zu haben, wie es von Migros-Marketingchef Müller angedeutet wurde, stellt sich die Frage: Wird Migros in der Lage sein, weiterhin als günstige Alternative wahrgenommen zu werden?
Was bedeutet das für die Kunden?
Die Reduktion von Eigenmarken könnte für die Kunden zunächst zu einer Vereinfachung führen. Weniger Marken im Regal bedeutet eine klarere Orientierung und eine vereinheitlichte Produktlinie unter der Dachmarke Migros. Allerdings könnte dieser Schritt auch dazu führen, dass sich Kunden weniger mit den Produkten identifizieren können. Vor allem in ländlichen Regionen, wo die regionalen Eigenmarken eine starke Bindung erzeugt haben, könnte der Verlust von „lokalem Charakter“ zu einer Entfremdung führen.
Fazit: Ein riskanter Schritt für Migros?
Der Umbau der Migros-Eigenmarken ist ein mutiger Schritt, der das Unternehmen von einer breiten Markenstrategie hin zu einer vereinheitlichten Dachmarke führt. Doch ob dies langfristig erfolgreich ist, bleibt fraglich. Die Frage wird sein, wie gut Migros die Balance zwischen Kostensenkung und Kundenzufriedenheit halten kann. Der Verlust von Markenidentität und Alleinstellungsmerkmalen könnte die emotionale Bindung der Kunden schwächen, was sich negativ auf das Image der Genossenschaft auswirken könnte.
Es bleibt abzuwarten, wie die Marktreaktionen auf diese Umstrukturierung ausfallen werden. Wird Migros weiterhin die Treue seiner Kunden behalten können, oder wird der Schritt, viele Eigenmarken aus dem Sortiment zu nehmen, als Fehler angesehen werden? Nur die Zukunft wird zeigen, wie erfolgreich dieser Umbau wirklich ist.